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Hat Opa einen Anzug an?
Fried, Amelie (Text)
Gleich, Jacky (Illustration)
Hat Opa einen Anzug an?
Hanser Verlag 1997
32 Seiten

Katalog 97/98:

Alter: Ab 4 Jahren
Kategorie: Bilderbücher
[Titelübersicht]
[Autorenübersicht]

"Wo ist der Opa jetzt?" fragte Bruno ein paar Tage später. "Auf dem Friedhof", sagte Xaver. "Im Himmel", sagte Papa. "Ja, was denn jetzt?", fragte Bruno und schaute von einem zum anderen. "Beides stimmt", sagte Mama. Da lief Bruno aus dem Haus und versteckte sich in der Scheune. Er wusste genau, dass jemand nicht an zwei Orten gleichzeitig sein konnte. Früher, wenn er etwas nicht verstanden hatte, hatte er Opa gefragt. Jetzt war der Opa weg, und keiner wollte ihm sagen, wo er war.
Bruno beobachtet alles genau. So entgeht ihm auch nicht, dass Opa seinen Anzug anhat, als er im Sarg liegt. Zur Beerdigung will er unbedingt mit, denn das muss so ähnlich sein wie "Begradigung", wenn Bruno im Sandkasten krumme Strassen gerade macht. Als sein Papa am Grab weint, ist Bruno etwas ratlos. Wer tröstet die Erwachsenen, wenn sie weinen? So richtig versteht Bruno nicht, was das bedeutet: Opa ist gestorben. Seine Mama erklärt ihm, dass Opas Körper zwar im Sarg liegt, seine Seele aber im Himmel ist. "Ist die Seele das, was ich am Opa lieb habe?" fragt Bruno. Damit kommt er der Sache schon ein Stück näher. Einmal sitzt Bruno lange auf dem Steg. Am Sonntag wollte Opa mit ihm angeln - jetzt sind schon viele Sonntage vergangen. Zum ersten Mal muss Bruno weinen. Bruno macht alles wie immer, doch er fühlt dabei einen dumpfen Schmerz in der Brust, als hätte er da ein Loch. Am Anfang geht Bruno oft zum Friedhof und erzählt Opa, was passiert ist. Doch mit der Zeit wird es immer seltener. Irgendwann sagt Papa:" Heute vor einem Jahr ist Opa gestorben." Und Bruno merkt, dass der Schmerz in seiner Brust weg ist. Er ist nur noch ein bisschen traurig.

Ganz allmählich begreift Bruno, was es heisst, dass sein Opa tot ist. Er begreift das nicht über den Kopf, sondern über seine Gefühle - er erlebt, wie er ihn tagtäglich im veränderten Alltag vermisst. Mit der Zeit festigen sich auch die Erinnerungen, die Bruno an seinen Opa hat - ganz allmählich spürt er, dass Opa jetzt vor allem eine schöne Erinnerung in seinem Herzen ist.
Ein einfühlsames Buch, in dem der Prozess der Trauer gut nachvollzogen wird.

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